Von der Katechetischen Arbeitsstelle zur Fachstelle BKM

Der Blick in die Entwicklung der Fachstelle BKM Bildung-Katechese-Medien ist wie im Geschichtsbuch der katholischen Kirche blättern. Das Zweite Vatikanische Konzil (1965) eröffnete sowohl in Fragen der Liturgie als auch im Bereich von Religionsunterricht und Katechese neue, der Zeit entsprechende Wege.

Die tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüche in den späten 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts schlugen sich auch in der Religionspädagogik nieder. Ins Zentrum rückten erfahrungs- und lebensorientiertes religiöses Lernen und dialogische Methoden. Das Auswendiglernen des "Frage-Antworten-Modells" des alten Katechismus gehörte definitiv der Vergangenheit an.

Pionierleistungen von Leo Kunz und Edgar Hotz

Im Kanton Zug stellte die Katechetische Kommission erstmals Mitte der 70er Jahre im Dekanat das Projekt einer Katechetischen Arbeitsstelle zur Diskussion. Nach anfänglicher Ablehnung aufgrund der Kosten brachte Leo Kunz, der damalige Direktor des Lehrerseminars St. Michael, neuen Schwung in das Projekt. Als Mitglied der interdiözesanen Katechetischen Kommission sah er, wie in den Kantonen Zürich, Bern, Aargau, Luzern, St. Gallen und Graubünden Katechetische Arbeitsstellen entstanden. 1977 gaben schliesslich die Dekanatsversammlung und die Konferenz der Katholischen Kirchgemeinden grünes Licht für die Umsetzung einer Katechetischen Arbeitsstelle im Kanton Zug (KAZ). Im November 1977 wurde Edgar Hotz zum ersten Leiter der KAZ gewählt. Umsichtig entwickelte er die Stelle in über 30 Jahren stetig weiter. Erster Standort der KAZ war in der Villa Fehr an der Langgasse 36 in Baar, wo vier Räume und eine kleine Küche zur Verfügung standen. Im Dezember 1981 zog die KAZ in das Haus Sunnematt an der Landhausstrasse 15 in die frisch renovierten Räume des ehemaligen Kinderheims. Rasch entwickelte sich die KAZ für viele Mitarbeitende der Pfarreien zu einem beliebten Treffpunkt: Hier konnten sie Erfahrungen austauschen, neue Impulse erhalten und aktuelle Medien entdecken.

Waisenhaus Baar Sunnematt (Foto von 1937)

Waisenhaus Baar Sunnematt (Foto von 1937)

Haus Sunnematt heute

Haus Sunnematt heute

Konzept Beraten und Begleiten

Die Entwicklungen in Gesellschaft und Schule betrafen auch die Kirche und zeigten sich in unterschiedlichen Ansprüchen und Erwartungen mit Blick auf Religionsunterricht und Religionslehrpersonen. Um die Unterrichtenden zu stärken und zu ermächtigen, entwickelte die KAZ, in Zusammenarbeit mit der Diözesanen Katechetischen Kommission des Bistums Basel, für das Dekanat Zug das Konzept «Beratung und Begleitung der katechetisch Tätigen», das 1989 vorgestellt werden konnte. In der katechetischen Landschaft der Schweiz war die KAZ seit den 70er Jahren bestens vernetzt, unter anderem mit der Interdiözesanen Katechetischen Kommission (IKK), der Interessengemeinschaft der Katechetischen Arbeitsstellen der Deutschsprachigen Schweiz (IKADS) sowie der Diözesanen Katechetischen Kommission (DKK) und dem Netzwerk Katechese.

Von der Beratungsstelle zur Ausbildungsstätte

Die steigende Nachfrage nach nebenamtlichen Katechetinnen und Katecheten führte bereits in den 70er Jahren zum Auftrag, Ausbildungen an den Katechetischen Arbeitsstellen anzubieten. Die KAZ nahm ein solches Ausbildungsangebot ins Programm auf und konnte 1983 dem ersten Ausbildungsjahrgang den Kursausweis überreichen. In der Folge schloss sich die KAZ mit den Katechetischen Arbeitsstellen der Urschweiz (NW, OW, Uri) zusammen, um gemeinsam zu planen und auszubilden. So begann 1999 der erste dreijährige Innerschweizer Ausbildungskurs (IAK), dem sich später auch die Schwyzer anschlossen. 2007 beschloss die Schweizer Bischofskonferenz, dass die Katechetischen Ausbildungen der Fachstellen ab 2010 in der ganzen Schweiz modularisiert und nach vergleichbaren Standards durchgeführt werden sollen. Unter der Bezeichnung Modu-IAK bilden heute die fünf Katechetischen Fachstellen, Uri, Schwyz, Nidwalden, Obwalden und Zug einen Bildungsraum zur Qualitätssicherung der Bildungsarbeit in der Region Innerschweiz.

Die KAZ und die Ökumene

Im Verlauf der Zeit entwickelte sich die ökumenische Zusammenarbeit mit der evangelisch-reformierten Fachberatungsstelle für Religionsunterricht im Kanton Zug, aus welcher die Ökumenische Fachgruppe Religionsunterricht (ÖFARU) hervorging. Änderungen im Schulgesetz und in der Stundentafel wirkten sich zunehmend auf den konfessionellen Religionsunterricht aus. Die ÖFARU wurde für die Gespräche mit dem Erziehungsdepartement delegiert. Eine grosse Herausforderung war die Ablösung des ökumenischen Bibelunterrichts durch das Fach Ethik und Religion an der Primarschule. Zum neuen Lehrplan Ethik und Religion hat die ÖFARU, in Zusammenarbeit mit den Kirchen des Kantons Luzern, einen neuen kirchlichen Lehrplan erstellt.

Vom Zettelkasten zum Onlinekatalog

Der Verleih von Medien spielt seit den ersten Tagen der KAZ eine wichtige Rolle. Er ermöglicht allen Interessierten Zugang zu aktuellem Material und Beratung. Eine stetige Weiterentwicklung des Bestands führte zu einer Fachmediothek, welche heute über mehr als 5000 Medien verfügt und online vernetzt ist. War das Programm «NetBiblio» 1989 zunächst gewöhnungsbedürftig, ist der Umgang damit bis heute zu einer Selbstverständlichkeit geworden.

Edgar Hotz und Guido Estermann - zwei Pioniere der Fachstelle

Die KAZ wird BKM

Die Jahre 2012/13 waren geprägt von markanten äusseren und inneren Erneuerungen. Mit dem Hausumbau entstand in der Sunnematt ein Zentrum kirchlicher Stellen der Katholischen Kirche Zug. Der neue Stellenleiter Guido Estermann nahm die inhaltliche Weiterentwicklung zusammen mit dem Team in Angriff, was sich gegen aussen im neuen Namen widerspiegelte: Aus der Katechetischen Arbeitsstelle KAZ wurde die Fachstelle BKM Bildung – Katechese – Medien. Die neue Bezeichnung rückte neben den Bereichen von Katechese/Religionsunterricht und Medienberatung, bzw. -verleih auch die Zusammenarbeit mit regionalen und nationalen Bildungsinstitutionen ins Zentrum. Zu erwähnen ist auch das Projekt Kulturpunkte Zug, welches einer breiteren Öffentlichkeit religiöse Phänomene und Kultur vermittelt. Mit dem Nutzen modernster Technik für Webinare und dem stetigen Ausbau der Mediothek, auch mit Blick auf elektronische Medien, findet die Digitalisierung auch auf der Fachstelle ihren Einzug.

Autor: Arnold Landtwing

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